Im Jahr 2004 feierte die Marke Rolls-Royce den 100. Geburtstag, denn auf
den 4. Mai 1904 datiert das erste Treffen der Herren Rolls und Royce. Sie trafen die
Übereinkunft, Automobile zu fertigen, die den Namen Rolls-Royce tragen sollten.
Das Jubiläum würdigte Rolls-Royce Motor Cars mit der Vorstellung des Rolls-Royce
100 EX Centenary. Der wurde erstmals gezeigt beim Genfer Automobil-Salon im
März 2004.
Präsentiert wurde ein zweitüriges Cabriolet mit üppigen Abmessungen, das
vier vollwertige Sitze bot. Es gab einen Hinweis auf zukünftige Entwicklungen
des zur BMW Group gehörenden Herstellers Rolls-Royce Motor Cars. Seit 2003 waren
in der neuen Fabrik in Goodwood im Süden Englands ausschließlich viertürige
Limousinen vom Typ Phantom zusammengebaut worden. Der Entwurf für das in der
Formensprache eng verwandte Cabrio war nicht im Vereinigten Königreich erstellt
worden. Vielmehr in einem Designzentrum von BMW im Süden Kaliforniens; die Umsetzung
des Entwurfs erfolgte in einer darauf spezialisierten Abteilung von BMW in München.
Ein Indiz mehr, wie umfassend die Marke in die Strukturen eines „Gobal Player“
eingewoben worden ist, seit Rolls-Royce Motor Cars unter die Fittiche des BMW-Konzerns
kam.
Die über einen Leichtmetall-Rahmen (aluminium space-frame) gezogene Karosserie
überraschte mit hinten angeschlagenen Türen. Die hatten sich zuletzt in den
frühen 50er Jahren – und dann nur vereinzelt - bei 2-Türern gefunden. Ein überaus
komplexer Schließmechanismus musste selbst bei einem ‚Experimental Car’ zum
Einbau kommen. Denn diese Art von Türen war im anglo-amerikanischen
Sprachgebrauch mit dem Epitaph "suicide doors" belegt; eine Bezeichnung, die die leidvolle
Erfahrung reflektierte, dass seinerzeit im Fahrbetrieb versehentlich geöffnete
Türen gegen den Winddruck nicht wieder geschlossen werden konnten.

Außer für den tragenden Rahmen fand sich Aluminium auch als Material für
die Motorhaube und den Windschutzscheibenrahmen. Dieser Rahmen war mit den Verstrebungen
für die seitlichen Dreiecksfenster aus einem massiven Block gefräst. Das Thema
setzte sich fort mit einer polierten Aluminiumblende als Einfassung für den
Fahrgastraum, akzentuiert durch eine aus gebleichtem Teakholz geformte Abdeckung
für das vollversenkbare Verdeck. Teakholz war auch das Material der Wahl für
Einsätze im Fußraum und als Blende in den Alu-Türoberkanten. Ansonsten dominierte
im Innenraum, etwa für das Armaturenbrett, lebhaft gemasertes Mahagoni. Die
Designer bekannten sich dazu, konsequent ‚Maritime Elemente’ transponiert zu
haben.

Als 'Exterior Designer’ zeichnete verantwortlich der aus Serbien stammende
Marek Djordjevic, der anders als beim ebenfalls von ihm kreierten Rolls-Royce
Phantom beim 100 EX auf eine Silhouette mit einem angedeuteten Schwung über
der Hinterachse sowie einen stärker geneigten Kühler gesetzt hatte. Bei letzterem
war das traditionelle Emblem der verschlungenen RR rot eingelegt (statt wie
üblich schwarz). Obenauf thronte eine aus massivem Silber gefertigte Kühlerfigur
Spirit of Ecstasy. Ein Feature des Designs, das Erwähnung verdient, war der
zweiteilige Kofferraumdeckel. Der untere Teil konnte am Heck waagerecht abgeklappt
werden; wenngleich er kaum die Funktion wie ähnliche Konstruktionen bei Vorkriegswagen
als Gepäckbrücke für Aufschnallkoffer erfüllen sollte.

Rolls-Royce Motor Cars wies den 100 EX Centenary betont als "Experimental
Car" aus im Unterschied zu den im Sprachgebrauch des Hauses deutlich mehr
dem Prototypen-Stadium verhafteten "Concept Cars". Einerseits stand fest, dass hier
ein Einzelstück vorgestellt wurde vornehmlich um die Reaktion des Publikums
zu sondieren. Andererseits signalisierte Rolls-Royce, es würden Übertragungen
auf zukünftige Modelle stattfinden von Design-Ideen bis hin zu kompletten Baugruppen.
Somit rückt die Antriebseinheit ins Schlaglicht: ein V16-Motor mit 9 Litern
Hubraum. Serienmäßig findet sich ein Motor mit sechzehn Zylindern, zudem in
einer Ausführung mit 4 Ventilen pro Zylinder, derzeit bei keinem Automobil-Hersteller
weltweit.
Technische Daten:
Leichtmetall-V16-Motor, vier Ventile pro Zylinder, Hubraum 9.000 ccm;
Leistung: keine Angabe; 6-Gang-Automatikgetriebe; Hinterradantrieb;
Einzelradaufhängung rundum; Luftfederung rundum; Länge 5.669 mm, Breite
1.990 mm, Höhe 1.561 mm, Radstand 3.470 mm; Reifen vorne 255/50/R21 auf
Leichtmetall-Felgen 8 1/2J R21, Reifen hinten 285/45/R21 auf Felgen 9 1/2J
R21; Geschwindigkeit: keine Angabe.