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Alle bisherigen Modelle bis zum Silver Seraph finden Sie im Buch von K.J. Roßfeldt
Rossfeldt: Rolls-Royce and Bentley / From the Dawn of the 20th Century into the new Millennium

Rolls-Royce Phantom VII & Phantom EWB VII
(2003-2017)

Rolls-Royce Phantom
Rolls-Royce Phantom, 2003, #SA91568454U121614

Nachdem die BMW Group mit einem cleveren Coup am 28. Juli 1998 die Markenrechte erworben hatte, startete das „Project Rolls-Royce“ mit enormem Aufwand. Jahrelang pendelten zahlreiche mit dem Projekt befasste Mitarbeiter permanent zwischen BMW in München und dem Süden Englands hin und her. Denn dort entstand in der Nähe von Goodwood der neue Produktionsstandort „auf der grünen Wiese“. Der 3. Januar 2003 markierte das Ende dieser Startphase, denn als Ergebnis vierjähriger Entwicklung wurde der Rolls-Royce Phantom präsentiert.

Bezüglich Namenswahl war man kein Risiko eingegangen - denn seit dem "New Phantom" (später Phantom I) aus 1925 gab es diese Modellbezeichnung im Hause Rolls-Royce. In gleicher Weise war die Namenswahl treffend, weil der Debütant wegen seiner Abmessungen gewiß Anschluss an die "großen" Rolls-Royce Phantom der Vergangenheit hielt. SeinRadstand von 3.570 mm unterschied sich nur marginal von den 3.683 mm des Anfang der 90er Jahre ausgelaufenen Rolls-Royce Phantom VI. Auch Höhe und Breite lagen mit 1.632mm bzw. 1.990 mm etwa auf dem Level des prominenten Vorgängers (1750 mm bzw. 2006 mm).


Rolls-Royce Phantom, 2003, #SCA1S68004UH0003

Bezüglich Fertigungstechnologie und technischen Komponenten lagen aber Welten zwischen dem modern konzipierten Neuling und seinen – ob ihrer konservativen Auslegung nicht völlig zu Unrecht – als „Dinosaurier“ bezeichneten Namensvettern aus früherer Zeit. Die viertürige Karosserie war ausgeführt als Aluminium Space-Frame-Struktur, war folglich leichter und stabiler als ein Stahlrahmen vergleichbarer Größe. Die hinteren Türen waren hinten angeschlagen. Das kombinierte erleichterten Ein- und Ausstieg mit dem Vorteil, dass Persönlichkeiten besser fotografiert werden konnten, weil keine störenden Türrahmen mehr ins Bild ragen konnten. Angesichts der Käuferschicht, die ins Auge gefasst war, waren in die Überlegungen zur Karosserie sogar Gesichtspunkte zu „mediengerechter Gestaltung“ eingeflossen.

Als Antriebsaggregat fand ein neu entwickelter 12 Zylindermotor mit 6.740 ccm Verwendung. Mit vier Ventilen pro Zylinder bestückt, brachte es das Leichtmetall-Triebwerk auf 450 PS. Allerdings musste dazu – weil auf die Aufladung mittels Turbolader bewusst verzichtet worden war - bis in Bereiche von deutlich mehr 5.000 U/min hochgedreht werden. Ein solches, bis dato bei Rolls-Royce nicht akzeptiertes Drehzahlniveau mag auch den Anstoß gegeben haben für ein 2-Phasen-Auspuffsystem, in dem bei niedrigen Drehzahlen ein Ventil schloss, um den Gegendruck zu erhöhen und den Auspuff auf Flüster-Lautstärke zu mäßigen. Ein Sechsgang-Automatikgetriebe übertrug die Kraft auf die Hinterräder. Die Einzelradaufhängung rundum zeigte Luftfederung; integriert war ein System zur Niveauregulierung.

Es stellte sich die Frage, ob ein massiger Zweieinhalbtonner von fast sechs Metern Länge widerspruchslos als „perfect owner driver“ katalogisiert werden konnte? Die Entwickler hatten auf jeden Fall ganze Arbeit geleistet, um langjährige Rolls-Royce Eigner sofort nach dem Einstieg „in vertrauter Umgebung“ zu empfangen. Die Materialwahl - feinstes Leder für Sitze und Verkleidungen, beste Wolle für die Teppiche und Edelholz fürs Armaturenbrett – bestätigte die Übernahme alter Werte. Hinsichtlich Austrittsöffnungen der Klimaanlage und Bedienungshebeln („Violinschlüssel“, verchromt) hatte man exakt kopiert, was früher Zuspruch gefunden hatte. Geordert werden konnte der Rolls-Royce Phantom als 5-Sitzer. Diese „Lounge-Version“ verfügte über eine für die Nutzung durch drei Fahrgäste ausgelegte Rückbank. Optional gab es die Version „Theatre“, deren Sitzkonzept hinten zwei Einzelsitze, getrennt durch eine Mittelkonsole, vorsah.

In 1904 hatten Frederick Henry Royce (ab1930 Sir F. Henry Royce, Baronet) und Charles Stewart Rolls, Sohn von Lord Llangattock, die Marke Rolls-Royce gegründet. Im 99. Jahr der Firmengeschichte zeigte der Rolls-Royce Phantom, wie die BMW Group die Weichen für die Zukunft stellen wollte. Zur Feier des 100-jährigen Jubiläums wurde in 2004 eine auf 35 Exemplare limitierte Serie von Rolls-Royce Phantom „Centenary“ gebaut. Zu deren besonderen Merkmalen zählte eine aus Massiv-Silver angefertigte Kühlerfigur, die in einer Schatulle verwahrt dem Eigner die Wahl ließ, sie als Ersatz für die Standard-Version aus Chrom-Nickel-Legierung auf den Kühler zu setzen.


Die endgültige Ausführung unterschied sich nur in Nuancen von dem "Erlkönig", der früh im Jahr 2002 bei Tests in Frankreich Pascal Pierart vor die Linse gekommen war. Offenbar bewegt mit einer Geschwindigkeit weit jenseits des in unserem Nachbarland auf Autobahnen geltenden Tempolimits. 
(Foto: Pascal Piérart, Frankreich)

 

2005 erfolgte die Vorstellung einer Version mit langem Radstand anläßlich des Genfer Salons. Abgesehen vom Zugewinn an Innenraum machte der Zuwachs an Länge die Präsenz eines Rolls-Royce Phantom im Verkehr noch deutlicher. Binnem kurzem war die gestreckte Variante – im Englischen gelistet als EWB/extended wheelbase – auch im Angebot mit einer Separation zwischen Fahrerabteil und Passagierbereich. Im Gegensatz zur in der Vergangenheit geübten Praxis war die Trennscheibe nicht versenkbar angeordnet; diese Modellversion signalisierte, permanent auf Betrieb mit Chauffeur ausgerichtet zu sein.

 

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Sowohl die Modelle mit kurzem wie die mit langem Radstand erfuhren im Laufe des Jahres 2008 eine Überarbeitung der Frontpartie. Der Hersteller vermied es, sich festlegen zu lassen, es habe ein ‚Facelift’ stattgefunden – aber im Wege dezenter Anpassungen der Fahrzeugfront hatte man die Linien geglättet.


Technische Daten:
Leichtmetall-V12-Motor, Zylinderreihen angeordnet im 60ş-Winkel, vier Ventile pro Zylinder, Bohrung x Hub 84,6 mm x 92 mm, Hubraum 6.749 ccm; elektronisches Motormanagement für Einspritz- und Zündvorgänge; Leistung: 460 PS/338 KW bei 5.350 U/min; max. Drehmoment 720Nm bei 3.500 U/min; Hinterradantrieb; ZF6HP32 6-Gang-Automatikgetriebe; Einzelradaufhängung rundum mit Luftfederung und integrierter Niveauregulierung (25 mm Höhenverstellung wählbar, selbstrückstellend bei 70 km/h), rundum innenbelüftete Scheibenbremsen (vorn 374 x 36 mm, hinten 370 x 24 mm), Antiblockiersystem; Radstand 3.570 mm, Länge 5.834 mm (Extended Wheelbase Version: Radstand 3.820mm, Länge 6.084 mm), Breite 1.990 mm, Höhe 1.632 mm, Leergewicht 2.485/2560 kg, Zuladung 515 kg; Reifen PAX265x790 R540 A/S auf Leichtmetall-Felgen PAX265x540A (ab 2004 optional vorn Reifen 255/50R21W auf Leichtmetall-Felgen 8x21, hinten Reifen 285/45R21W auf Leichtmetall-Felgen 9,5x21); Geschwindigkeit: max. 240 km/h (elektronisch abgeregelt; Ausführung für USA und Kanada max. 208 km/h), Beschleunigung 0-100 km/h in 5,9 sek.



Rolls-Royce Phantom, 2003, #SA91568454U121614