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Die "Autos des Monats"
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Auto des Monats - September 2016
Rolls-Royce Phantom III, 1935, Dummy-Chassis zu Ausstellungszwecken

Gegen Mitte der 30er Jahre waren die Folgen der Weltwirtschaftkrise noch
keineswegs ausgestanden. Im Markt für Luxus-Automobile herrschte immense
Konkurrenz. Die buhlte mit hochklassigen Angeboten um solvente Käufer,
deren Zahl drastisch gesunken war. Es war zwingend,dass Rolls-Royce den
Anschluss hielt an Wettbewerber, die mit 12-Zylinder-Motoren
auftrumpften oder sich sogar zu 16 Zylindern verstiegen. Das ist die
Erklärung, warum man mit für die britische Manufaktur ungewohnter Hektik
unbedingt schon beim Pariser Salon im Oktober 1935 und bei der kurz
darauf folgenden London Motor Show als neues Modell den Rolls-Royce
Phantom III vorstellen wollte. Mit seinem fortschrittlich konzipierten
V12-Motor und unabhängiger Aufhängung der Vorderräder bot dessen Technik
"State of the Art".
Allerdings kollidierten die Vorstellungen der Verkaufs-Abteilung, so
schnell wie möglich mit dem neuen Produkt zu glänzen, mit den Praktiken
aus Entwicklung und Fertigung. Dort beharrte man darauf, für die
Produktion nur freizugeben, was sich in eingehenden Testreihen als
absolut zuverlässig erwiesen hatte. Vor diesem Hintergrund erklären sich
bizarre Eigenheiten aus jenem Herbst 1935: Zum Pariser Salon wurde
lediglich ein Vorführfahrzeug geschickt; dabei handelte es sich um den
Prototypen mit Chassis-Nummer #32EX – der in technischer Hinsicht
indessen deutliche Unterschiede zu den Serienprodukten aufwies. Mit nur
einer Ausnahme gab es überhaupt keine fahrbereiten Serienfahrzeuge, als
nur wenige Tage später am 17. Oktober 1935 die London Motor Show
eröffnet wurde.

Das Werk hatte mit führenden Karosseriebauern zu der Lösung gefunden,
dass die für ihre Kreationen "Dummy-Chassis" zur Verfügung gestellt
bekamen. Dieser Umstand wurde so strikt geheim gehalten, dass seinerzeit
das interessierte Publikum weder anlässlich der Ausstellung noch über
die Medien den wahren Sachverhalt erfahren hat.
Auf dem Stand von Hooper & Co. war die Limousine mit Aufbau-Nr. 8476 auf
"Dummy-Chassis" ausgestellt. Eine großformatige Anzeige des
Karosseriebauers bluffte mit der Werbe-Prosa: "After exhaustive tests
Hooper & Co. have created an entirely new type of body which gives the
new Rolls-Royce chassis full play for the outstanding performance which
will be demanded of it." Das Dummy-Chassis hatte indessen mangels Motor
nicht einen Meter aus eigener Kraft zurückgelegt! Das traf auch zu für
acht weitere Dummy-Chassis, eines davon ebenfalls bei Hooper
eingekleidet und die anderen geliefert an diverse Karossiers.
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Nach der Show nahm Hooper den Aufbau mit der Nummer 8476 in Verwahrung
und er wurde erst 1937 auf das Phantom III-Chassis #3CP6 montiert. Die
Lebensdauer war nur knapp bemessen, denn bei einem Brand erlitten
Chassis und Aufbau Totalschaden. Allein die Zeichnung und das
Coachbuilder’s Photo verraten, was 1935 auf einem der Dummy-Chassis zu
sehen gewesen ist. Eine Eintragung im "Hooper Body Book", dass für das
Chassis #3BT91 eine Karosserie entstanden sei "as Body-No. 8476" ist
irreführend, denn das Design dieser Limousine hat gerade nicht dem
entsprochen, wie es auf dem Dummy-Chassis und später auf #3CP6
ausgesehen hat.

Was das Werk 1935 zur Vorstellung des neuen Phantom III an die Presse
ausgefolgt hatte, war teilweise ebenfalls irreführend. Eilig bereit
gestellte Zeichnungen des V12-Motors zeigten eine Variante aus dem
Prototypen-Stadium. Die wich signifikant von dem ab, was sich dann
tatsächlich unter der Haube der Phantom III aus Serienfertigung fand.
Ein Luftfilter mit kompakten Abmessungen und lediglich ein Vergaser
waren Standard in der Serie statt Bestückung mit Mehrfach-Vergasern.
Zudem waren, weil "nicht öldicht", die vier Rändelschrauben als
Halterung der Ventildeckel ersetzt worden durch eine andere Lösung etc.,
etc.

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